Nebenschauplätze

Je suis sick of this shit. Zusammenfassung auf Profilen, seit heute in den Social media, zusammen fassend, was zu sagen ist. Mehr fällt uns nicht mehr ein. Wie auch. Der Terror ist jetzt in Brüssel samt den Analysen, den Ängsten und der Ratlosigkeit. Die Täter bleiben auch jetzt unsichtbar. Videoaufnahmen allein von einem, der vielleicht überlebt hat. Die anderen sind vielleicht gestorben, andere werden nachkommen ohne Probleme, wieder ohne Gesicht.

Je suis sick of this shit. Seit einigen Wochen steht in der Johanneskirche hier in Zürich eine Reproduktion des Isenheimer Altars von Matthias Grünewald (1515).Er ist riesig in der eher kleinen Kirche. Einen ganzen Gottesdienst habe ich mir diese Darstellung der Kreuzigung angeschaut. Es ist beinahe nicht auszuhalten. Ein riesiger Körper, ein überdimensionierter Balken, weinende Menschen zu Füssen dieses Folterinstruments. Die Darstellung vermischt sich mit qualmenden Räumen, zerstörten U-Bahn-Wagons, entsetzten Gesichtern. Es geschah und es geschieht. Die Täter hier wie da ohne Gesicht. Abwesend.

Lange habe ich in meiner Kirchenbank gebraucht, bis mein Blick sich löste vom Leid und auf das kleine Gefäss gefallen ist, zu Füssen des Kreuzes. Nutzlos, einfach da, zeigt es, wer die Frau ist, die hier kniet: die Namenlose, die Jesus salbte wie einen König  kurz vor seinem Tod (Mk 14). Sie ist mir in diesem Jahr besonders wichtig. Mit ihr eröffnet sich ein Nebenschauplatz mitten in der Passion, mitten in den Geschichten des Terrors. Ein wichtiger Ort. Denn dort geschieht anderes. Vielleicht das:

Für einen Menschen sorgen. Das tun, was Not tut. Handeln. Mutig. Vertrauensvoll. Vielleicht nutzlos. Aus Liebe. Hoffentlich gibt es viele, die ihr nachtun in jeder Geschichte von Terror. Lasst uns dafür sorgen.

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