Ich habe bislang immer angenommen, dass Menschen noch irgendwie damit rechnen, dass Gott erfahrbar wird. Irgendwo. Manchmal nur sehr versteckt, sehr privat, in wenigen Augenblicken. Aber immerhin erfahrbar. Und Menschen sich aufteilen lassen in die, die sich dafür noch interessieren und die anderen, die mit Recht keine Neugierde auf die Transzendenz haben. Jetzt lerne ich von Johanna Rahner, die in dieser Woche in Zürich gesprochen hat, dass Menschen vor allem mit der Schwierigkeit zu tun haben, Gott eben gar nicht mehr hier auf der Erde zu erleben. Die Intensität der Abwesenheit Gottes hat sich gesteigert. Menschen können die Gottesmacht nicht mehr finden. Es gälte also, sagt sie, ihnen nahe zu sein und mit ihnen eine Sprache zu finden, in der Gott wieder auffindbar ist in der Welt. Nur wenn Gott erzählt wird, gibt es Gott. Wir müssten also miteinander vom Vertrauen, von dem, was trägt, von dem allen reden, und darin Gott vielleicht beim Reden wiederfinden.
Einmal hat ein Mensch, dem ich zuhörte, in einer Diskussion um Lebensrettung gefragt danach, ob er im Ernstfall eines Herzstillstandes nicht auch wieder belebt werden will, gesagt: nein, das will ich nicht. Dann will ich, dass es zu Ende ist, dann bin ich in meinem Frieden. Vielleicht war das eine solche Geschichte?
Die Geschichte wurde an einem Ort erzählt, wo sich Menschen getroffen haben, die von sich selbst sagen: Wir gehören zu einer Gemeinde. Also sicher nicht dort, wo der Austausch über Gott fehlt. Sein Friede hiess Friede, nicht Gott.
Ich bin sehr dafür, dass wir mehr Geschichten vom gelingenden und schwierigen Leben erzählen und von dem, worauf wir dann bauen. Mir reicht das dann, ohne Deutung. Oft erzähle auch ich meine Geschichten so. Geht uns Gott so verloren? Oder vielleicht nur der Name für Gott, während die Geschichten bleiben?