Eigentlich ist jetzt genug geschrieben worden. Von Paris und den Folgen. Von der Grausamkeit und dem Heldenmut weniger. Von der Erschütterung mitten in der westlichen Welt. Vieles davon war Mist, manches hat mir etwas erhellt. Die Trikoloren sind weniger geworden, der Alltag hat uns wieder.
Mittendrin mein eigenes, mir beinahe banal erscheinendes Leben. Natürlich habe ich immer noch Freude und lache viel. Doch wenn ich am HB Polizeipräsenz wahrnehme, denke ich nicht „Fussballspiel“, ich denke „Terroralarm“. Oder beides. Ich bin vorsichtiger geworden mit meinen Instinkten. Ich traue nicht mehr allen, die mir begegnen. In Menschenmassen bin ich lieber allein. Der Terrorangstvirus hat sich bei mir eingeschlichen.
Bei Maria Magdalena in ihrem Facebookprofil lese ich dieses Zitat:
Dann aber wird Gott ausgleichen zwischen den Völkern.
Und sie schmieden ihre Schwerter um zu Pflugscharen
und ihre Speere zu Winzermessern.
Niemand wird sich gegen andere erheben.
Niemand wird mehr lernen, wie Krieg geht.
Dann nämlich wird jeder unter seinem Weinstock sitzen
und jede unter ihrem Feigenbaum.
Niemand wird sie aufscheuchen.
So hat Gottes Mund geredet.(Micha 4, 3-4)
Wann, Gott, wann? Wie alt diese Sehnsucht schon ist. Passt wieder zur Luftschlacht über Syrien. Doch zum Weiteratmen heute und jetzt suche ich die unsichtbare Hälfte dieser Worte. Die schwache Möglichkeit der Mitmenschlichkeit, egal wie wir einzelnen begründen, warum wie an sie glauben und auf sie bauen.
Einen Vertrag machen zusammenzustehen
bis ins Wurzelwerk
bis zu den strengsten Sternen
im letzten Himmel
du und du und du
Rose Ausländer
Ich weiss nicht, wie zusammenstehen aussehen kann in den nächsten Wochen. Ich weiss nur, es kommt genau darauf an. Mit meinem syrischen Nachbarn und meiner schweizerischen Kollegin. Mit denen, die Frieden wollen. Um mir und uns die Vorstellung von eigenen Weinbergen und Feigenbäumen nicht weg nehmen zu lassen und weil gar nichts anderes geht.
Wie atmet ihr weiter nach Paris? Bin neugierig auf eure Ideen.