Hineintauchen
Angezogen, hingezogen, mitgerissen
Grosse Klänge grosse Bögen grosse Musik
Herr unser Herrscher
Niedrig und erhöht
Eintauchen, mitschwimmen, sich forttragen lassen
Das Herz schleicht sich aus dem Hirn
Das Hirn verirrt sich im Herz
Passion, leidenschaftlich
Für uns?
Eintauchen in ein Geflecht
von Tönen und Melodien,
die uns leiten – locken – laden,
immer noch, immer von vorne
Spuren zu folgen,
von Verrat und Verleugnung
von Bach uns trickreich und verwoben ausgelegt
rund um diesen Jesus.
Mitgeschleppt zu einem alten Zeugnis
In Welten, die uns doch eigentlich fremd geworden.
Worte erfüllen sich:
Ich, ich und meine Sünden
Hab dein Marterheer erreget.
Bitterer Brocken.
Wir haben mit dem zu tun, was hier geschieht
Wir? Wirklich?
Nicht schon wieder!
Mühselig gewonnene Distanz der Aufklärung:
Ich bin es nicht gewesen… Ich werde nicht weinen….
Kann ich nicht einfach zuhören? Muss ich mich hineinziehen lassen?
Dennoch eintauchen
weil mittendrin
In Wort und Klang
sich gleichwohl der Abstand verliert
der das hier zum Drama und uns zu denen draussen macht.
Bach noch traute uns zu – dass wir
angerührt von dem, der leidet
betrachtend hören,
als hätte, was hier gesungen und aufgeführt wird
Bedeutung
auch für uns.
Als könnten auch wir ihm folgen
und das machte uns fähig
Gewissen angerührt
zu mehr.
Hörend betrachten
frisch eingestimmt
Tauchen wir neu hinein.
Kleine Anmerkung zum Hören der Johannespassion von Johann Sebastian Bach, Textfragment zwischen Teil 1 und Teil 2, Johanneskirche Zürich, 13.4.17
Danke für den Beitrag